Völkerverständigung

Ein zentrales Anliegen des Internationalen Jugendworkcamps ist die gelebte Völkerverständigung. Diese entsteht durch das gemeinsame Arbeiten und Leben vor Ort sowie durch den respektvollen und ehrlichen Dialog über Vergangenheit und Gegenwart.

Im Jahr 1999 entstand im Rahmen der jährlichen Arbeitseinsätze mit den alten Babuschki und Deduschki, von denen viele den Ersten und alle den Zweiten Weltkrieg miterlebt hatten, die Idee, ZeitzeugInnen Gespräche zu führen und systematisch zu dokumentieren. So begannen Jugendliche des Jugendworkcamps im Jahr 2000 mit der aktiven ZeitzeugInnen Befragung.

Da sich das Camp auf ehemaligen Frontlinien beider Weltkriege befindet, war die historische Bedeutung des Ortes offensichtlich. Die Jugendlichen nutzten die Gelegenheit an den ehemaligen Tatorten des Geschehens Geschichte zu begreifen. Die älteren Bewohner führten sie an geschichtsträchtige Orte und erzählten offen und eindrücklich von ihren persönlichen Erlebnissen: von Flucht und Verlust, Verbrennung ihrer Dörfer und ihrer Liebsten, Überleben, Widerstand und von der Kraft, sich trotz schwerster Erfahrungen für Menschlichkeit und Versöhnung einzusetzen.

Im Jahr 2002 wurde das Buch „Die vergessenen Frauen vom Narotschsee“ veröffentlicht, das wesentlich auf diesen Überlieferungen basiert. Im Februar 2005 erschien eine russische Ausgabe des Buches, um auch in Weißrussland eine breite Leserschaft zu erreichen.

Das Jugendworkcamp pflegt bis heute die Kontakte zu vielen dieser Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Die Jugendlichen besuchten sie, boten praktische Hilfe an und führten Gespräche über die Vergangenheit und wie sie es geschafft hatten mit ihren Erlebnissen wieder ein normales Leben nach dem Krieg zu führen. Dabei entstanden tiefe, generationsübergreifende Begegnungen, die bei allen Beteiligten bis heute präsent sind.

Das Motto der Jugendlichen:
„Gemeinschaft durch gemeinsames Arbeiten, aus der Geschichte für die Zukunft lernen und gemeinsam die Gegenwart gestalten!“

Diese Haltung macht das Workcamp zu einem Ort echter Völkerverständigung – nicht nur im Sinne von Erinnerung, sondern auch als aktive Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft.