Spurensuche

1999 entstand im Jugendworkcamp aus den jährlichen Arbeitseinsätzen mit den alten Babuschkas und Deduschkas, von denen viele den Ersten und alle den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, die Idee, eine Zeitzeugenbefragung durchzuführen.

So begannen Jugendliche im Jugendworkcamp 2000 mit dieser Arbeit.
Da wir uns auf den Frontlinien beider Weltkriege befanden, hatten die Jugendlichen die Chance erkannt und genutzt, die Geschichte zu erforschen. Die Alten führten sie an geschichtsträchtige Orte und erzählten von den Ereignissen. Menschen berichteten von ihren Schicksalen und Erlebnissen, wie sie überlebten, was sie in dieser Zeit am Leben hielt und wie sie es schafften, sich immer wieder neu den positiven Seiten des Lebens zuzuwenden. Trotz schlimmster Gewalttaten die ihnen widerfahren sind, setzen sich die Alten für Menschlichkeit und Versöhnung ein.

2002 wurde das Buch: "Die vergessenen Frauen von Narotschsee", das maßgeblich auf den Überlieferungen der Alten basiert, in Deutschland veröffentlicht. Seit Februar 2005 liegt auch die russische Fassung des Buches vor.

Das Jugendworkcamp kümmert sich heute um alte, hilfsbedürftige Menschen, die in Not sind. Darüber hinaus kommen die Jugendlichen mit ihnen über ihre Vergangenheit ins Gespräch.

Das Motto der Jugendlichen lautet: "Gemeinschaft durch gemeinsames Arbeiten, aus der Geschichte für die Zukunft lernen und gemeinsam die Gegenwart gestalten!"

Wir helfen anderen und lernen dabei für unser eigenes Leben.

Geschichtswerkstatt Minsk

Weißrussland - das Tor zu Osteuropa - wurde im Laufe der Geschichte immer wieder aufs Neue von Kriegen heimgesucht. Besonders schwere Schicksale und Verluste hat dieses Land in den beiden Weltkriegen des letzten Jahrhunderts zu beklagen. In beiden Auseinandersetzungen befand sich das Hauptkampfgebiet auf dem Territorium Weißrusslands.

Das viertgrößte Vernichtungslager Europas befand sich im II. Weltkrieg in Mali-Trostenez, Weißrussland. In Minsk wurde zunächst ein Sonderwohngebiet für Juden errichtet, aus dem später das Minsker Ghetto hervorging. Das Minsker Ghetto in der Schirokaja Straße existierte vom 05.07.1941 bis zum 30.06.1944 und unterstand der SS. Wer nicht in diesem Ghetto umkam, wurde von Minsk nach Mali-Trostenez deportiert und kam dort durch Gas oder Massenerschießungen ums Leben.

Das letzte noch stehende Gebäude des Minsker Ghettos wurde vom Internationalen Bildungs- und Begegnungszentrum Minsk / Dortmund (IBB) zu einer Geschichtswerkstätte ausgebaut. Hier forschen deutsche und weißrussische Historiker nach der Wahrheit, Fakten und menschlichen Schicksalen. Von deutscher Seite wurde dieses dunkle Kapitel deutsch-weißrussischer Vergangenheit noch nicht hinreichend aufgearbeitet.

Unter stalinistischer Herrschaft wurde es verdrängt. Nach der Souveränität zeigt der weiß-russische Staat ebenfalls kein Interesse an einer Aufarbeitung der Geschichte.

Die Geschichtswerkstätte ist neben dem Forschungs- auch zu einem Begegnungszentrum geworden. Ehemalige Häftlinge, Holocaust- und Ghetto-Überlebende, Zwangsdeportierte und ehemalige Ostarbeiter treffen sich hier, um ihr Schicksal zu verarbeiten, suchen das Gespräch und sind zum Dialog für Besuchergruppen und Geschichtsinteressierte offen.