27. Januar - Holocaust Gedenktag

Holocaust-Gedenktag" Keine überflüssige Mahnung"
Vor 14 Jahren hat der damalige Bundespräsident Roman Herzog den Holocaust-Gedenktag ausgerufen, um das Gedenken an die Gräueltaten des Nationalsozialismus wach zu halten. Er solle als nachdenkliche Stunde inmitten der Alltagsarbeit begangen werden. Aber brauchen wir einen solchen Gedenktag? "Ja, er ist unverzichtbar", urteilt die Presse.
 
Wer die ständige Warnung vor einem Schlussstrich in der Holocaust-Debatte für eine überflüssige Mahnung halte, solle einen Blick in die Internet-Foren deutscher Medien werfen, schreiben die Kieler Nachrichten: "Dort wimmelt es von Beiträgen, die zeigen, dass vielen Deutschen der Gedenktag ein Dorn im Auge ist. Die Sehnsucht danach, die NS-Vergangenheit mit Verweis auf das Leid der Palästinenser im Gazastreifen und andere Gräueltaten in der Geschichte zu relativieren, ist offenbar riesig. Und sie scheint zu wachsen, je länger dieses dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte zurückliegt."
 
Die Mitteldeutsche Zeitung aus Halle stellt fest, dass das Erinnern müßig wäre, wenn es nicht gleichzeitig zu einer Überprüfung des eigenen Verhaltens in der Gegenwart führen würde und fragt, wie offen unsere Gesellschaft wirklich für das oft nur vermeintlich Fremde ist? "Dämonisieren wir nicht heute gelegentlich den Islam wie vor Jahrzehnten das Judentum? Wie stehen wir zu den mittlerweile meist humanitär begründeten Auslandseinsätzen der Bundeswehr? Und nicht zuletzt, was ist der Beitrag der Deutschen zu einer Lösung des Nahostkonflikts? Diese Frage wird für die Bundesregierung zunehmend unbequem. Denn die einfache Antwort, dass Deutschland an der Seite Israels stehe, ist zwar richtig, definiert aber noch nicht, was wirklich im Interesse Israels sein könnte."