Wie alles enstand

Auf einer Friedensradtour "Erinnern für eine gemeinsame Zukunft" (1990), an der das Ehepaar v. Bodelschwingh teilnahm, stieß man neben deutschen Spuren aus beiden Weltkriegen auch auf die Tschernobyl Katastrophe (26.04.1986) und ihre Folgen.

Die Tschernobyl Initiative hat sich mit einer Berliner Gruppe unmittelbar nach der Friedensfahrradtour  im  Herbst  1990  entwickelt.  Partner  waren u. a. der Verein  "Berliner Kinder von Tschernobyl e.V.", Dr. Sebastian Pflugbeil (Minister der DDR 05.02. - 12.04.1990), und die Bauakademie der DDR in Ost-Berlin.

Konkret geplant war eine Fabrikation für biologische Kindernahrung in Tscherzy, sowie der Bau von 50 - 60 Häusern.

 

  - Bauträger wurde die Heimstätte Dünne gGmbH (gegr. 1907)

  - April 1991 Bau eines Musterhauses in Freistatt

  - Mai 1991 Baubeginn in Tscherzy mit der Berliner Gruppe

 

Durch die Wiedervereinigung wurden der Bauakademie der DDR in Ost-Berlin die finanziellen Mittel entzogen und führte zum Ausscheiden aus dem Projekt.

Am 18.05.1992 wurde der Verein: Heim-statt Tschernobyl e.V. gegründet. Er engagiert sich seit 1992 in Weißrussland für eine Zukunft nach Tschernobyl. 1992 erfolgte die Fertigstellung der ersten Häuser in Tscherzy in kleinen Handwerkergruppen für Familien aus dem Tschernobyl-Gebiet, sowie erste Kontaktaufnahme mit der Kolchose am Narotschsee. In den Folgejahren wurde die Bautätigkeit fortgesetzt.

Ebenso wurde 1996 ein erstes Jugendworkcamp im Rahmen der humanitären Organisation Heim-statt Tschernobyl e.V. als Nachbarschaftshilfe im Nachbardorf Stachofzy angeboten. Träger der seither jährlich stattfindenden Jugendworkcamps ist die evangelische Jugendregion Bünde - Ost im Kirchenkreis Herford. In den 3-wöchigen Workcamps werden die Häuser der dort bereits wohnenden alten, allein stehenden Frauen und Männern mit deutschen und weißrussischen Jugendlichen instand  gesetzt. Die baulichen Tätigkeiten fanden am Narotschsee, im Rayon Mjadel von 1996- bis 2007 statt. Von 2007 bis heute finden diese Einsätze am Lepelersee, im Rayon Lepel,  in gleicher Trägerschaft für die gleiche Zielgruppe statt. Durch die Renovierungsarbeiten des Jugendworkcamps werden die Lebensbedingungen nachhaltig verbessert und gegenseitigen Vorbehalte abgebaut.

Das Jugendworkcamp bietet durch die Einheit von Leben und Arbeiten die Möglichkeit, Völkerverständigung und Versöhnung praktisch zu vollziehen. Die benachbarten Dörfer von Drushnaja/ am Narotschsee standen nach verheerenden Schlachten bis zum Ende des Ersten Weltkrieges unter deutscher Militärverwaltung.

Zwischen 1941 und 1944 wurden die Nachbardörfer durch die erneute deutsche Besatzung völlig vernichtet. Zeitzeugen berichten uns von Zerstörung, Deportation, Flucht und Widerstand.

Die Schrecken der Vergangenheit sind überall im Lande noch gegenwärtig. Wir verstehen das gemeinsame Leben und Arbeiten daher als Chance für eine konkrete Verständigung zwischen Weißrussen und Deutschen über Generationen hinweg.